«Mein Arbeitsalltag gestaltet sich sehr vielfältig.»
Mit Bauführer Michael Rodi im Gespräch
Michael Rodi ist Bauführer bei der LG Bau AG, einem Unternehmen der Gebrüder Hilti AG BauUnternehmen. In dieser Funktion ist er zuständig für Altbausanierungen, Fassaden, Trockenbau und Gipserarbeiten generell.
Michael Rodi, welches sind Ihre konkreten Aufgaben bei der LG Bau AG, wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Mein Arbeitsalltag gestaltet sich sehr vielseitig. In einem ersten Schritt gilt es, die Arbeit anzuschauen. Das ist dann die Basis für eine Offerte. Erteilt uns die Kundschaft den Auftrag, muss das Material bestellt werden und die Mitarbeitenden werden eingeteilt. Dann wird das Bauvorhaben über die ganze Zeit begleitet und auf die Qualität der Ausführung überprüft. Schliesslich folgt die Abnahme und ganz zuletzt die Abrechnung.
Welche Putzarten und Techniken gibt es und wofür eignen sich die verschiedenen Arten?
Die Palette ist sehr breit und vielfältig. Es gibt zahlreiche Standard-Putze, etwa der Vollabrieb. Dabei können sowohl das Material (Kalk, Zement, Gips) und die Körnung variieren. Es gibt unterschiedliche Auftragstechniken und Oberflächenstrukturen. Vollabrieb wird im Innen- wie auch im Aussenbereich verwendet. Vollabrieb gilt als widerstandsfähig, bietet hohe Flexibilität bei der Gestaltung und ist pflegeleicht.
Welche Oberflächen-Qualitäten werden unterschieden?
Man unterscheidet die Qualitätsklassen Q2 bis Q4. Sie beziehen sich auf die Oberflächenglätte und den Aufwand bei der Bearbeitung. Oftmals wird bei uns Q3 verwendet.
Q2: Standardqualität für normale Tapeten und strukturierten Deckputz.
Q3: Erhöhte Qualität für feinere Oberflächen und anspruchsvollere Wandbeläge.
Q4: Höchste Qualität für extrem glatte und makellose Endbeschichtungen.
Wie unterscheiden sich die Arten und Techniken kostenmässig und welche Lebensdauer haben sie?
Da gibt es sehr grosse Unterschiede. Es kommt auf das Material, den Verarbeitungsaufwand, die Oberflächenqualität und die Zusatzstoffe an. Kalk- und Gipsputze sind eher im mittleren Preissegment angesiedelt, ebenso Zementputze. Kalk- und Lehmputze oder Handmischungen finden sich eher im oberen Bereich. Die Preise bewegen sich von CHF 12.00 bis CHF 110.00. Handmischungen und spezielle Ausführungen können noch mehr kosten. Da ist es wichtig, sich gut beraten zu lassen.
Die Lebensdauer im Innenbereich ist sehr lang. Fassaden müssen in der Regel so nach 20 bis 25 Jahren gewaschen und neu gestrichen werden. Die Lebensdauer hängt auch von den Zusatzstoffen ab.
Welche Putzarten liegen derzeit im Trend? Man hört, Lehmputze sind wieder gefragt.
Im Innenbereich werden heute gerne 1mm-Putze aufgezogen oder 0,5mm-Putz zweimal aufgezogen, verwendet. Bei Fassaden sind 2mm-Putze Standard.
Für Wände und Decken werden oftmals Lehmputze verwendet. Sie sorgen für ein angenehmes Wohn- und Raumklima. Von einem Trend würde ich nicht sprechen, aber Lehmputze nehmen zu, ja.
Stellen Altbausanierungen oder historische Bauten eine besondere Herausforderung für Gipser- und Verputzarbeiten dar?
Ja, definitiv! Spezielle Putzoberflächen oder Handmischungen im Bereich der Denkmalpflege sind sehr zeitintensiv. Sie müssen teilweise auch speziell aufbereitet werden, etwa durch das Aussieben von Körnern im Sand.
Fachbegriffe verständlich erklärt
Gips
Gips ist ein natürlich vorkommendes Mineral, das hauptsächlich aus Calciumsulfat-Dihydrat besteht. Chemisch gesehen hat Gips die Formel CaSO₄·2H₂O. Hier sind die Hauptbestandteile von Gips:
Calciumsulfat (CaSO₄), Kristallwasser (H₂O), Verunreinigungen sowie bei Bau- und Modellgipsen zugefügte Zusatzstoffe wie Beschleuniger oder Verzögerer, um die Aushärtungszeit zu steuern. Weitere Zusätze können Fasern oder Kunststoffpartikel sein, um die Festigkeit zu erhöhen.
Gips ein vielseitiges Material, das sowohl in der Bauindustrie als auch in der Medizin (Gipsverbände) und Kunst (Gipsabdrücke und Skulpturen) weit verbreitet ist.
Herstellung von Gipsprodukten
Gipsbrennen: Beim Erhitzen von Gips auf etwa 150°C bis 180°C verliert er einen Teil seines Kristallwassers und wird zu Halbhydrat-Gips (CaSO₄·0,5H₂O), auch bekannt als Stuckgips. Dieser Prozess wird als "Kalzinierung" bezeichnet.
Rehydratation: Wenn der gebrannte Gips mit Wasser vermischt wird, rehydriert er und härtet aus, wobei er seine ursprüngliche Dihydrat-Form zurückerlangt.